Man merkt es hier auf Ilha Grande schon allein deshalb, da hier die „backpacker“ also die Rucksacktouris so langsam die Reißleine ziehen. Klar – wird ja auch möglicherweise bald etwas teurer. Am Strand sieht man tagsüber unzählige Mengen dieser Spezies mit mindestens 20kg auf dem Rücken umhertrotten. Grund genug, sich mit selbigen Artgenossen mal etwas näher zu beschäftigen.

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Backpacker sparen gern und viel

Wir nicht. Weil wir vielleicht keine Lust haben, dass allerletzte Zimmer beim Untererwirt weit ab vom Schuss bzw. Strand zu beziehen. Wir schlafen auch nicht gerne auf dem Boden. Wenn schon weit dahergereist, dann bitte allererste Reihe. Ocean View wird allerhöchstens gegen smoking room durchgetauscht. Nur perfides Abzocken ist uncool.

Randnotiz: Der Kneipen-Sachse hat extra bei der sündhaft teuren Autovermietung in Anga dos Reis angerufen, damit sie uns zumindest vom Steg abholden. Nee, machen sie nicht. Alles gecancelt – fahren auch gerne wieder Kleinbus mit Baby auf dem Arm.

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Schade, verpasst – hier werden in der Hochsaison noch die Vorgärten als Campinggelegenheit verschachert. 5 Zweimannzelte auf 20 qm. Spätestens seit Paros, Naxos und Ios ist doch international klar: ein derart kleines Zelt hilft einzig an windigen Tagen zur Kanabisbastellei.

Wir würden auch nie auf die glorreiche Idee kommen, mit derartigen Gepäckmassen bei gefühlten 150% Luftfeuchtigkeit kilometerlang am Strand umherzulaufen, um die Pousada zu suchen. 20 R$ – erledigt. Ach und sie handeln ja so gerne. Immer und überall. Wie toll, dem verarmten Kanu Strandverleiher noch den einen oder anderen Dollar nach stundenlangen Diskussionen abgeschwatzt. Schlimmer: Sie reden ständig drüber.

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Backpacker sehen sich ja die Welt an

Wir nicht. Kein noch so schmerzfördernder Trampelpfad scheint manchem zu weit, um den Strand auf der gegenüberliegenden Inselseite zu erkunden. Hauptsache, gesehen – am besten abseits jeglicher Touristenpfade. Dabei kommt auf erste Nachfrage sofort der Hinweis „nicht annähernd so schön, wie hier“.

Wir lieben unsere eigenen Pfade. Allein der 350 Meter Weg Abends nach Hause gibt doch wirklich Anlass genug, mit stolzgeschwellter Brust ins Bett zu sinken. Heute geschwommen oder wieder mächtig  gestolpert ? Und eine Kirche ist ja nun auch gleich im Dorf. Man, manche haben sich hier die Inselkarte quasi auf die Innenseite ihrer Nickelbrille tätowiert.

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Wir entfliehen auch nicht der Welt, sondern versuchen in Verbindung zu bleiben. So werden bestenfalls gleich drei Tische in der Kneipe belegt – für uns (Sonne/Schatten) plus einen für die Gerätschaften: 3 iPhons, Ipad, 2 Notebooks, 2 Canons, Kabellage und Maus.

Backpacker müssen es authentisch mögen

Wir nicht. Am liebsten täglich das Nationalgericht zusammen mit echten – also den wirklich echten Einheimischen. Das bedeutet dann so viel wie „Reis mit Bohnen like yesterday“ im Hinterhof. Nö ! Wir wollen weder auf unsere Gambas, noch auf unser Rumpsteak mit Kräuterbutter verzichten. Ich muss nicht 10.000 km reisen, um jegliche europäischen Essgewohnheiten über den Haufen zu werfen. Das ewig morgentliche Kuchen-Gefrühstücke ging mir schon in Iguazu auf den Keks. Authentisch heißt natürlich auch: Pauschal und All-In ist ein absolutes No-Go – wir jedoch lieben das bisweilen.

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Randnotiz: Und dieses überall ecologica, Umweltlodge hast-du-nicht-gehört Gefasel. Duschen am besten nur mit pH neutraler Seife. Ohne Strom und Fernseher wäre noch viel toller. Spätestens seit Holbosch/Mexiko und dem Blick in die berüchtigte super-Öko Nachnachschni-Toilette ist doch bewiesen: Alles totaler Blödsinn.

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Da sitzen wir also tagelang in unserer „deutsch-sächsischen“ Strandbar, belagern bisweilen den FIFA-Server – trinken Kaltgetränke, essen Baracudas (lecker !) und lassen die Herden an uns vorbeiziehen. Gestern mit Brasilien Trikot – einem Relikt aus den Tagen unseres Sommermärchens. Brasi – Kroatien in Berlin (natürlich mit Fahne, leider mitten im Kroatienblock).

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Gelbes Trikot als Gringo bedeutet hier sofort mächtig Bewunderung – gleichzusetzen mit Daumen hoch, am besten beide. Ging schon morgens an der Rezi los. Bedeutet so viel wie toll, ganz ganz toll. Daumen hoch ist hier die typische brasilianische Handbewegung. Bier destupidamente ? Daumen hoch ! Bei Robert Lemkes „Was bin ich ?“ wäre beim Ratebegriff „Brasilianer“ und dieser Handbewegung kein Highermann ins Schwein gekommen – los garantiertos !

6 Thoughts on “die WM rückt näher

  1. Mit der Seite wirst Du in die Geschichte eingehen! LG von der Hafeninsel Stralsund

  2. ganz am Rande: Auf Ilha Grande
    führt quer zum Steg ein Wurzelweg
    hinab zur Bar, wo voll ich war
    hinter der Theke ein kleiner Mann
    der außer Cuba Caipi kann
    ein letzter Caipi für den Weg
    da war ich wieder, quer zum Steg
    die Wurzeln aber – ich musste ringen
    sich plötzlich um die Beine schlingen
    fast zu Hause angekommen
    die letzte Hürde schien erklommen
    fällt flach dahin und schreit „Hurra“
    der Niederrhein ist auf schon da

  3. Haifisch on Freitag, 6. Juni 2014 at 16:25 said:

    Bitte nichts mehr von den Wurzeln rauchen. Danke.

  4. Meine lieben Freunde, ich verfolge von hier was bei euch abgeht…..ihr habt sehr sehr viel erlebt die letzten Wochen…..damit das so weiter geht , will ich euch nicht den spaß verderben aber ich rate euch schon das deutsche Trikot zu tauchen gegen das portugiesische Trikot….mit dem Kader…..werden viele Tränen fließen in dieser wm…..
    Es ist ein guter Rat von einen guten Freund ich meine es nur gut mit euch…..

    Gruß Paulo

    PS: Laßt euch beim Sonnenuntergang einen oder fünf cubas durch die Köpfe gehen…..noch habt ihr Zeit….

  5. Tante Netzer on Samstag, 7. Juni 2014 at 23:34 said:

    wer oder was ist eigentlich Portugal ?

  6. Hm, das sind doch die mit dem hinkefuß auf Links. Spielt gegen uns immer wie die Twente Ente. Also keine Chance gegen den einarmigen Neuer.

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